Business and Human Rights Young Researchers Summit 2016

Zusammenfassung der Konferenzteilnehmenden BHR Young Researchers Summit St.Gallen, Schweiz, 31. März -1. April, 2016

Nana Frishling (University of New South Wales) & Brynn O'Brien (University of Technology Sydney) 

Der erste BHR Young Researchers' Summit war eine bereichernde Erfahrung 
Letzten Monat bildete die schöne Schweizer Stadt St.Gallen die Kulisse für den ersten Business and Human Rights Young Researchers' Summit, der vom Institut für Wirtschaftsethik der Universität St.Gallen, dem Business and Human Rights Center der Stern School of Business der New York University und dem Business and Human Rights Journal veranstaltet wurde.

Die Teilnehmer des Gipfels, die sich aus einem Dutzend promovierter und früh promovierter Forscherinnen und Forscher mit multidisziplinärem Hintergrund zusammensetzten, wurden von Dorothee Baumann-Pauly, Forschungsleiterin des Business and Human Rights Center an der NYU, und Professor Florian Wettstein von der Universität St.Gallen angeleitet. Das Workshop-Format bot den Teilnehmenden die Möglichkeit, ihre Forschungsprojekte auszutauschen und die wichtigsten Fragen und Herausforderungen im Bereich Wirtschaft und Menschenrechte auf kollegiale und wissenschaftliche Weise zu erkunden. Die geografische Vielfalt der Teilnehmenden - sie vertraten Südamerika, Nordamerika, Asien, Afrika, Europa und Australien - bereicherte die Diskussion in hohem Masse.
 
Die Workshop-Teilnehmenden präsentierten ein breites Spektrum an Arbeiten, das von spezifischen Problemen in bestimmten Branchen bis hin zu allgemeineren rechtlichen und politischen Fragen reichte. 
 
Die seit langem bestehende Frage, wie globale Lieferketten zu regulieren sind, wurde aus verschiedenen Blickwinkeln erörtert - darunter die Rolle von Multi-Stakeholder-Initiativen, die Grenzen von Sozialaudits, die Auslegung und Anwendung der UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte und die mögliche Anwendung des Deliktsrechts auf die Auswirkungen von Unternehmen auf die Menschenrechte.

Die Teilnehmenden setzten sich mit allgemeineren Fragen der Politik und Praxis auseinander, indem sie die spezifischen Überschneidungen zwischen Unternehmen und wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechten analysierten. Die Forscherinnen und Forscher untersuchten insbesondere die Auswirkungen der Pharmaindustrie auf das Recht auf Gesundheit sowie das Potenzial öffentlich-privater Partnerschaften zur besseren Verwirklichung wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Rechte.

Sowohl die Möglichkeiten als auch die Grenzen des Rechts wurden durch die Erforschung innovativer Ansätze zur rechtlichen Haftung ausgelotet. Die Vorträge befassten sich mit der Rolle der strafrechtlichen Verantwortlichkeit von Unternehmen, der möglichen Ausweitung des Völkergewohnheitsrechts und der Verpflichtung der Heimatstaaten, das extraterritoriale Verhalten multinationaler Unternehmen zu regeln. 
 
Die eigene Wahrnehmung und Anwendung der Menschenrechtspolitik von Unternehmen und die tatsächlichen Auswirkungen auf die Erfahrungen von Arbeitnehmenden wurden anhand einer anthropologischen Untersuchung des britischen Gastgewerbes veranschaulicht. Der Hauptredner des Workshops, Ron Popper, Vizepräsident und Leiter der Abteilung für Unternehmensverantwortung bei ABB, vermittelte praktische Einblicke in die Art und Weise, wie Unternehmen versuchen, die Menschenrechte in ihren eigenen Betrieben sinnvoll zu verankern. 
 
Trotz dieser Vielfalt an Themen und Kontexten kristallisierte sich eine Reihe gemeinsamer Themen heraus: die Notwendigkeit, Macht- und Kontrollverhältnisse in praktisch allen Kontexten zu verstehen; die Tatsache, dass die Einbeziehung des gesamten Spektrums potenzieller Stakeholder eine entscheidende Komponente bei der Bewältigung von Herausforderungen im Bereich Wirtschaft und Menschenrechte ist; die wünschenswerte Abwägung zwischen Flexibilität und Klarheit bei dem Versuch, das Verhalten von Unternehmen zu regulieren; das Verständnis für die Macht, aber auch für die Grenzen des Rechts als Instrument der Interessenvertretung; und die Anerkennung der Rolle breiterer ethischer und politischer Rahmenbedingungen bei der Wiederherstellung des Machtgleichgewichts in der globalen Wirtschaft. Die starke praktische Ausrichtung dieses Wissenschaftszweigs wurde in jedem Vortrag unterstrichen. 
 
Das Gipfeltreffen bot jungen Forscherinnen und Forschern eine unschätzbare Gelegenheit, die Arbeit der anderen kritisch zu bewerten und reflektieren, Ideen und Innovationen auszutauschen, Verbindungen mit der wachsenden internationalen Forschungsgemeinschaft zu knüpfen und deren künftige Ausgestaltung zu diskutieren. Obwohl der Bereich Wirtschaft und Menschenrechte in den letzten zehn Jahren zweifellos an Bedeutung und Einfluss gewonnen hat, bleibt er ein aufstrebender Bereich der Forschung und Praxis. Seine weitere Entwicklung wird eine verstärkte interdisziplinäre Aufmerksamkeit sowie eine stärkere Institutionalisierung erfordern; und es war die einhellige Meinung der Teilnehmenden, dass ein Workshop dieser Art in dieser Hinsicht eine entscheidende Komponente darstellt.  


Wir hoffen, dass der diesjährige Young Researchers Summit der erste von vielen ist und dass er weiterhin ein Forum für junge Forscherinnen und Forscher bietet, um Ideen zu testen und Lösungen für aktuelle wissenschaftliche und praktische Herausforderungen zu finden.

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