- 09.06.2023 - 12:00 

Material Wealth and the Good Life in Light of the Climate Crisis

BLOG-POST: People strive not only for material prosperity but also for meaning and a sense of belonging. Therefore, tackling the climate crisis must be framed within a positive narrative of living "a fulfilling and successful life".

Illustration: Detail of «Pure and Remote View of Streams and Mountains». 13th century nature view by Xia Gui. (Wikimedia

 

A Blog Article by Martin Kolmar (in German only)

Nimmt man die Modelle der Klimawissenschaften ernst, ist die Dringlichkeit eines schnellen, umfassenden und entschlossenen Handelns offensichtlich. Um die schlimmsten Auswirkungen der Klima- und Biodiversitätskrisen zu verhindern, können unterschiedliche Strategien verfolgt werden: Entkopplung von Konsum und klimaschädlichen Emissionen durch technologische Innovationen; Anpassung und Stärkung der Resilienz von Natur- und Kulturräumen; Regulierung durch «sozialtechnologische» Massnahmen; oder Lenkung durch staatliche Investitionen und durch die Industrie- und Sozialpolitik.

Da insbesondere die Technologien zur Entkopplung von Emissionen und Konsum nicht rechtzeitig in der notwendigen Skalierbarkeit zur Verfügung stehen, wird ein wesentlicher Teil der Strategien darauf beruhen, deutliche Änderungen des Verhaltens hin zu Nachhaltigkeit durch entsprechende Anreize herbeizuführen. Spätestens an dieser Stelle stellt sich die Frage, welchen Einfluss diese Verhaltensänderungen auf die Lebensqualität der Menschen haben. Oftmals wird davon ausgegangen, dass es einen Zielkonflikt zwischen (kurzfristiger) Lebensqualität und nachhaltiger Lebensweise gebe; immerhin sind ressourcenintensiver Konsum und Bequemlichkeit zentrale Werte unserer Vorstellung vom Guten Leben.

In meiner Forschung beschäftige ich mich mit der Frage, inwieweit wir in den verschiedenen Forschungsrichtungen zur Lebenszufriedenheit und dem Guten Leben Hinweise darauf finden, ob die Annahme eines solchen Zielkonflikts gerechtfertigt ist oder nicht. Wichtig dabei erscheint mir, methodisch nicht nur «auf ein Pferd» zu setzen (wie die Lebenszufriedenheitsforschung oder die Positive Psychologie), sondern ein möglichst breites Spektrum von Forschungsrichtungen, die von der Evolutionspsychologie über die Narrationspsychologie bis hin zur Neurowissenschaft reichen, zusammenzubringen und mit Vorstellungen in der Philosophie, Literatur und Kunst abzugleichen. Wenn wir die Krisen nutzen, um unsere Vorstellungen eines Guten Lebens zu hinterfragen und zu verändern, muss ein nachhaltiges Leben keine Abstriche an Lebensqualität mit sich bringen, zeigen diese Forschungen. Denn viele der Verhaltensweisen, die uns in die Krisen führen, sind dem Guten Leben eher abträglich. 

 

Read the full article by Martin Kolmar on the SAGW blog here (German only).

 

About the Author

Martin Kolmar is Professor of Economics and Director of the Institute for Business Ethics at the University of St. Gallen. In 2021, his book Grenzbeschreitungen was published, in which the theses presented here are developed in detail.

 

Published in

Blog of the Swiss Academy of Humanities and Social Sciences (SAGW), 08.06.2023

north