IWE-HSG - ein kurzer
geschichtlicher Abriss

Das Institut für Wirtschaftsethik zählt zu den weltweit ältesten Forschungsinstituten im Fachgebiet

Die Gründung des Instituts für Wirtschaftsethik an der Universität hat eine lange Vorgeschichte. In der Forschung und Lehre spielten wirtschaftsethische Themen immer wieder eine wichtige Rolle, wenn auch diese zunächst auf einzelne Wissenschafter und Arbeitsgruppen beschränkt war. Die Institutionalisierung des Faches nahm ihren Ursprung in einer 1977 eingebrachten Motion des Katholischen Kollegienrates, d.h. des Parlaments des katholischen Konfessionsteils des Kantons St.Gallen.1 Eine Kommission mit Vertretern beider Konfessionsteile veröffentlichte 1981 ihren Abschlussbericht über die«Förderung der Sozial- und Wirtschaftsethik an der Hochschule St.Gallen für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften».2 Der damalige Rektor der Universität, Prof. Dr. Alois Riklin, griff diesen Impuls produktiv auf. 1983 wurde die«Forschungsstelle für Wirtschaftsethik» gegründet, die ihre Arbeit durch Finanzmittel der Universität und der Kirchen sowie unter engagierter Leitung von Prof. Dr. Georges Enderle (heute University of Notre Dame sowie Mitglied des geschäftsleitenden Ausschusses des IWE) aufnahm.3

Wenige Jahre später schuf die Universität St.Gallen den ersten Lehrstuhl für Wirtschaftsethik im deutschsprachigen Raum, auf den Prof. Dr. Peter Ulrich im Jahr 1987 berufen wurde. Er übernahm zugleich die Leitung der damaligen Forschungsstelle. 1989 erfolgte dann ein weiterer Schritt der Institutionalisierung des Fachgebietes an der Universität St.Gallen durch die Gründung des «Instituts für Wirtschaftsethik» (IWE).4  

Prof. Dr. Peter Ulrich verantwortete den Lehrstuhl und die Direktion des IWE bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2009. PD Dr. Ulrich Thielemann, langjähriger Mitarbeiter am IWE, war von 2001 bis 2010 Vizedirektor des Instituts. In den mehr als zwei Jahrzehnten ihres Schaffens entwickelten Peter Ulrich und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Ansatz einer «integrativen Wirtschaftsethik», die mit der Erhellung des impliziten normativen Gehalts der marktwirtschaftlichen «Sachlogik» ansetzt; sie bettet diese in eine umfassende Perspektive ethisch vernünftigen Wirtschaftens ein, in der eine lebensdienliche Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung (Ordnungsethik), integre Unternehmens­führung (Unternehmensethik) und individuelles Verantwortungsbewusstsein (Bürgerethik) als je wechselseitige Voraus­setzungen wahrgenommen werden.

Das «neue IWE» knüpft dem Sinn und Geist nach an die «integrative Wirtschaftsethik» an, insbesondere an das Mehrebenenmodell von Ordnungsethik, Unternehmensethik und Bürgerethik. Zugleich ist es das erklärte Ziel, die St. Galler Wirtschaftsethik weiterzuentwickeln, indem eine stärkere Brückenfunktion zwischen Begründungs- und Anwendungsdiskurs, zwischen begründeten moralischen Standpunkten und praktischen Implementierungen, herausgearbeitet werden soll.

Seit 2011 steht das IWE unter der Leitung von Prof. Dr. Thomas Beschorner und Prof. Dr. Florian Wettstein. 2017 durften wir Prof. Dr. Martin Kolmar als weiteren Direktor am IWE begrüssen.
 

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1 Riklin, Alois (1987): Wirtschaft und Ethik. Hochschultagsrede 1982. In: Riklin, Alois: Verantwortung des Akademikers. St.Gallen: VGS Verlagsgemeinschaft, 93.

2 Fachkommission „Christliche Sozial- und Wirtschaftsethik“: Bericht über Förderung der Sozial- und Wirtschaftsethik an der Hochschule St.Gallen für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, 12. Mai 1981.

3 Das 1976 in den USA gegründete „Bentley College Center for Business Ethics“ wird als weltweit erste akademische Institution für Wirtschaftsethik gesehen; vgl. De George, Richard T., A History of Business Ethics

4 Vgl. Thielemann, Ulrich (2002): Das Institut für Wirtschaftsethik (IWE) der Universität St. Gallen – Ein Kurz-Portrait, in: Journal for Economics, Business & Ethics (zfwu), 3/2 (2002), 285-287.

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