Good Business Report

Good Business: Der wirtschaftliche Aspekt des Schutzes von Menschenrechten

Dr. Başak Bağlayan, Ingrid Landau, Marisa McVey & Kebene Wodajo (Dez. 2018)

Die IKAR, Frank Bold und der Business and Human Rights Young Researchers Summit freuen sich, die Veröffentlichung eines neuen Berichts bekannt zu geben, in dem evidenzbasierte wirtschaftliche Argumente für Unternehmen zur Förderung der Menschenrechte untersucht werden. Der Bericht mit dem Titel "Good Business: The Economic Case for Protecting Human Rights" wurde von den folgenden Personen verfasst: 

  • Dr. Başak Bağlayan, Forscher, Fakultät für Recht, Wirtschaft und Finanzen, Universität Luxemburg;
  • Ingrid Landau, Doktorandin, Melbourne Law School, Universität von Melbourne;
  • Marisa McVey, Doktorandin, School of Management, Universität von St. Andrews; und
  • Kebene Wodajo, Doktorand an der juristischen Fakultät der Shanghai Jiaotong Universität.

Die Entwicklung und Veröffentlichung der Studie wurde von den folgenden Organisationen unterstützt:

  • BHR Young Researchers Summit
  • Frank Bold
  • IKAR
  • Das Institut für Wirtschaftsethik an der Universität St.Gallen
  • NYU Stern Center for Business and Human Rights

Der Inhalt dieses Berichts spiegelt die Ansichten der Forscher wider, die unabhängig gearbeitet haben. Er ist nicht repräsentativ und gibt möglicherweise nicht die Positionen der unterstützenden Organisationen wieder.

Eine kurze Zusammenfassung des Berichts finden Sie unten, der vollständige Bericht kann in der Spalte rechts auf dieser Seite heruntergeladen werden.


Zusammenfassung des Berichts

Zwar gibt es zahlreiche Belege für die Kosten, die der Gesellschaft durch unternehmensbedingte Menschenrechtsverletzungen entstehen - sei es in Form von 1'134 Todesopfern des Rana-Plaza-Unglücks, 20,9 Millionen Menschen, die nach Schätzungen der IAO Opfer von Zwangsarbeit sind, oder 1 Milliarde Dollar, die für die Wiederherstellung der durch die Ölförderung im Nigerdelta geschädigten Umwelt benötigt werden -, die finanziellen Auswirkungen für Unternehmen sind jedoch noch immer kaum bekannt.

Mehr Klarheit über die Kosten und Risiken für Unternehmen, die sich aus negativen Auswirkungen auf die Menschenrechte ergeben, könnte dazu beitragen, den Stillstand bei der Umsetzung der menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht in der Unternehmenspraxis und in der Gesetzgebung zu überwinden.

Aus diesem Grund hat der Business and Human Rights Young Researchers Summit mit Unterstützung von und in Zusammenarbeit mit der IKAR und Frank Bold ein Projekt zu evidenzbasierten wirtschaftlichen Argumenten für Unternehmen zur Förderung der Menschenrechte gestartet. Vier talentierte Teilnehmende der Summit-Kohorte 2018 haben eingehende Recherchen durchgeführt und die ursprüngliche Projektidee zur Veröffentlichung dieses Berichts geleitet. Durch umfangreiche Recherchen am Schreibtisch haben die vier Autorinnen und Autoren verfügbare Belege für wirtschaftliche Argumente für die Achtung der Menschenrechte durch Unternehmen in vier Bereichen aufgedeckt: 

  1. Management der Auswirkungen von Unternehmen auf die Menschenrechte;
  2. Reaktion auf staatliche Anreize zum Schutz der Menschenrechte;
  3. Umgang mit den Kosten von Rechtsstreitigkeiten über Unternehmensmissbrauch; und
  4. Antizipation von Trends für nachhaltige Unternehmen.

Die in diesem Bericht zusammengestellten Daten führen zu drei allgemeinen Schlussfolgerungen:

Erstens zeigen die Forschungsergebnisse, dass Menschenrechtsverletzungen durch Unternehmen erhebliche Auswirkungen auf die Wirtschaft haben können und dass diese Auswirkungen ständig zunehmen.

Zweitens wird in der Debatte über Unternehmen und Menschenrechte trotz dieser Belege nicht ausreichend auf die Menschenrechtsrisiken eingegangen, denen Unternehmen ausgesetzt sind und welche Auswirkungen diese Risiken auf die wirtschaftliche Position und Entwicklung der Unternehmen haben. Auch die Bedeutung sowie die positiven Auswirkungen einer angemessenen Einbeziehung der Verantwortung der Unternehmen für die Achtung der Menschenrechte werden nicht ausreichend berücksichtigt.

Drittens scheint das Versäumnis der Unternehmen, solche Risiken angemessen zu berücksichtigen, durch ein enges (und manchmal fehlgeleitetes) Verständnis ihrer rechtlichen Verantwortung begünstigt zu werden, das nicht mit den wachsenden gesellschaftlichen Erwartungen an ein verantwortungsbewusstes Geschäftsverhalten übereinstimmt. In dieser Hinsicht würde eine präzisere Regelung der Unternehmensverantwortung, die zu einer besseren Vorbeugung und Abschwächung negativer Auswirkungen auf die Menschenrechte führen würde, wahrscheinlich sowohl für die betroffenen Menschen als auch für die Unternehmen, die an solchen Auswirkungen beteiligt sind, von Vorteil sein.

Der Hauptzweck unserer Untersuchung bestand darin, bestehende Forschungsarbeiten zu diesem Thema zu identifizieren und zu ordnen. Wie wir erwartet haben, ist der Stand der Forschung bei weitem nicht umfassend. Dennoch haben wir in jedem Bereich überzeugende Beweise dafür gefunden, dass sowohl die Kosten der Missachtung der Menschenrechte als auch die Chancen, die mit der Achtung der Menschenrechte verbunden sind, unterschätzt werden und in der Forschung, der Unternehmenspraxis und der öffentlichen Politik viel mehr Aufmerksamkeit verdienen, als dies derzeit der Fall ist. 

Dieser Bericht ist ein erster Schritt auf dem Weg zu mehr evidenzbasierter Forschung über den so genannten "Business Case" für die Menschenrechtsverantwortung von Unternehmen. Es ist zu hoffen, dass

  • a) Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sich inspirieren lassen, diese Forschung fortzusetzen, um eine immer solidere Grundlage an Fakten zu schaffen;
  • b) die politischen Entscheidungstragenden diese Erkenntnisse nutzen werden, um intelligentere und wirksamere politische Massnahmen zu ergreifen, die die Achtung der Menschenrechte durch die Unternehmen fördern und fordern; und
  • c) die Praktikerinnen und Praktiker den Wert solcher Argumente erkennen, um die kontinuierliche Einbeziehung von Menschenrechtserwägungen in ihre Strategien und Tätigkeiten zu unterstützen und zu fördern.
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